Linux-Arbeitskreis Hamburg

Streamer

Grundlagen

Für die Sicherung der Home-Laufwerke auf den Schul-Servern sind CD-Brenner meist zu klein. Selbst die heute üblichen DVD-Brenner mit einer Kapazität von unter 5GByte sind etwas knapp. Im Gymnasium Lohbrügge beträgt das Datenvolumen mehr als 10 GByte für die Benutzerlaufwerke.

Ein gute Alternative zu den Brennern sind DAT-Streamer, die eine Kapazität von 12 GByte pro Band besitzen. Da ein derartiger Streamer auch selber noch komprimiert, sind effektive Kapazitäten bis zu 20 GByte möglich.

 

Professionelle Tools

Für die Sicherung mit Streamern gibt es mehrere professionelle Tools, die im schulischen Umfeld auch kostenlos nutzbar sind. Diese Pakete erlauben auch eine Sicherung auf zentralen Streamer-Servern, dazu besteht die Software aus einem Server- und einem Client-Programm.

Arkeia

Dieses kommerzielle Tool ist in der SuSE-Distribution enthalten. Das Paket ist bisher für die Nutzung mit maximal zwei Linux-Clients kostenlos nutzbar. Es verfügt über eine grafische Oberfläche und eine sehr ausführliche Anleitung. Im Web sind viele Beschreibungen hierzu zu finden.

Amanda

Der "Advanced Maryland Automatic Network Disk Archiver" ist ein Open-Source Projekt, welches kaum Wünsche offen lässt. Es handelt sich um ein Kommando-Zeilen Tool, dessen Anleitung etwas knapp ausgefallen ist. Von den Funktionen her kann sich Amanda mit Arkeia messen.

Es geht auch mit tar &Co

Der Nachteil der professionellen Systeme besteht darin, dass man sehr viel Vorbereitung benötigt. Man muss sich geradezu einen Backup-Plan machen und auch die Bänder dazu passend vorbereiten.

Wer seine Sicherungen nicht entsprechend planen kann oder möchte, der kann auch mit dem Systemprogrammen arbeiten, die bei allen Distributionen vorhanden sind.

Wenn die Pakete noch nicht installiert sind, so sollte dies zuerst nachgeholt werden.

Vorbereitungen

Was man noch wissen muss ist das Gerät, auf welches man Schreiben möchte. Für den (ersten) DAT-Streamer gibt es normalerweise zwei Devices:

/dev/nst0 

und

/dev/st0

Dabei ist st0 ein Rewinding-Device, welches nach jedem Schreibvorgang das Band automatisch zurückspult. Das ist aber unpraktische, wenn man mehrere Sicherungen hintereinander machen möchte, dann nimmt man besser das Non-Rewinding-Device nst0.

Wenn nur ein einziger Streamer vorliegt, dann kann man einen Link

/dev/tape

anlegen, über den die Software dann den Streamer automatisch, d.h. ohne weitere Device-Angabe findet:

ln -s /dev/nst0  /dev/tape

mt und mtst

Das Kommando mt kontrolliert die Operationen eines Magnetbandes. Man braucht es u.a. um das Band zurück oder an bestimmte Stellen spulen zu können. Der normale Aufruf ist

mt  -f  <device>  <operation>

Falls ein passender Link auf das Tape-Device vorhanden ist kann man die Device-Angabe weglassen und einfach schreiben:

mt <operation>

Wichtige Operationen sind:

Operation Bedeutung
rewind Spult das Band an den Anfang zurück
tell Gibt die Position des Bandes aus
status Gibt Informationen über das Laufwerk und das Band
seek <zahl> Steuert direkt die vorgegebene Blockposition an, das ist die Position, die auch tell ausgeben würde.
fsf <zahl> Steuert direkt eine Dateiende-Markierung an, fsf 1 die erste, fsf 2 die zweite, ...
eof Springt zur letzten Dateiende-Markierung.

Der Befehl mtst unterscheidet sich kaum von mt. Ein Unterschied besteht darin, dass mtst status auch bei DDS-Bändern die Bandart richtig erkennt.

buffer

Dieses Programm dient dazu den Datenstrom zum Streamer bzw. vom Streamer zu puffern, damit das Bandlaufwerk möglichst gleichmäßig arbeiten kann. Besonders nützlich ist buffer, wenn man per rsh oder ssh auf einem übers Netz verbundenen Rechner speichert.

Die wichtigsten Parameter für buffer sind

tar

Dieses Programm kennt nahezu jeder Systemadministrator zum Packen bzw. Entpacken von Archivdateien. Sein ursprünglicher Zwecke war aber die Archivierung auf Bandlaufwerken, daher auch der vollständige Name Tape Archiver.

Zum Erstellen von (nicht komprimierten) Archiven benutzt man tar üblicherweise in der Form

tar -cf  <Archivname>  <Quelle>

Tar speichert aber aus Sicherheitsgründen nie absolute Pfade, führende Slashes im Dateinamen werden nicht mit gespeichert. Mit dem Parameter -V (Volume) kann man zusätzlich noch ein Label, einen Titel für das Archiv vergeben. Zum Auspacken dient der Befehl in der Form

tar -xf  <Archivname> 

wobei die Dateien dann in das aktuelle Verzeichnis geschrieben werden. Man kann aber mit -C <Zielverzeichnis> auch ein anderes Zielverzeichnis angeben. Einfacher ist es meist einfach in das richtige Zielverzeichnis zu wechseln.

Mit

tar -tf  <Archivname>

kann man sich das Inhaltsverzeichnis anschauen.

Backup mit tar & Co

Ein einfacher Ablauf zur Sicherung des Home-Verzeichnisses könnte folgendermaßen aussehen:
mt rewind spult das Band an den Anfang zurück
mt tell sollte als Ausgabe At Block 0. ergeben
tar -cf /dev/tape /home -V "Sicherung von /home" sichert das Home-Verzeichnis auf das Band (kann etwas dauern)
mt tell gibt die aktuelle Blockposition aus.

 

Es kann sinnvoll sein, auch das Programm buffer mit einzubinden:
mt rewind spult das Band an den Anfang zurück
mt tell sollte als Ausgabe At Block 0. ergeben
tar -cf - /home -V "Sicherung von /home" | buffer -o /dev/tape sichert das Home-Verzeichnis auf das Band (gepuffert)
mt tell gibt die aktuelle Blockposition aus.

Das - Zeichen anstelle des Device-/Dateinamens bewirkt eine Ausgabe auf die Standardausgabe, die sich dann umleiten lässt zum Programm buffer.

Zum Zurückspielen der Sicherung dient die Befehlsfolge:
mt rewind spult das Band an den Anfang zurück
mt tell sollte als Ausgabe At Block 0. ergeben
cd /tmp Zum Auspacken soll ein temporäres Verzeichnis dienen.
buffer -i /dev/tape | tar -xf - spielt das Home-Verzeichnis vom Band ins Verzeichnis /tmp
mt tell gibt die aktuelle Blockposition aus.

Sollten sich mehrere Sicherungsdateien auf dem Band befinden, so muss man jeweils mit mt seek oder mt fsf die entsprechende Startposition anfahren.

Sicherung auf einem anderen Rechner mit rsh

Über rsh hat man die Möglichkeit Befehle auch auf einem anderen Rechner auszuführen. Aus Sicherheitsgründen ist dieser Zugriff in den Standardvorgaben meist nicht erlaubt. Zuerst muss man rsh in der /etc(inetd.conf aktivieren. Dazu entfernt man das Kommentarzeichen am Anfang der folgenden Zeile:

# shell   stream  tcp     nowait  root    /usr/sbin/tcpd  in.rshd -aL

Anschließend muss der Inetd neu gestartet werden mit

rcinetd restart

Eine zweite Veränderung ist in der Datei /etc/hosts.equiv vorzunehmen. Hier werden die Rechner und auch Benutzernamen angegeben, denen der Remote-Zugriff erlaubt sein soll.

#
# hosts.equiv   This file describes the names of the hosts which are
#               to be considered "equivalent", i.e. which are to be
#               trusted enough for allowing rsh(1) commands.
#
# hostname
192.168.1.1   debacher

damit darf der Benutzer debacher vom Rechner mit der IP 192.168.1.1 aus remote auf das lokale System (tapeserver, das mit dem Streamer) zugreifen.

Damit sollte dann auch die Sicherung auf diesem Rechner möglich sein.
rsh -l debacher tapeserver "mt rewind" spult das Band an den Anfang zurück
rsh -l debacher tapeserver "mt tell" sollte als Ausgabe At Block 0. ergeben
tar -cf - /home -V "Sicherung von /home" | rsh -l debacher tapeserver "buffer -o /dev/tape" sichert das Home-Verzeichnis auf das Band (gepuffert)
rsh -l debacher tapeserver "mt tell" gibt die aktuelle Blockposition aus.

 

Auch das Zurückspielen ist natürlich über das Netz möglich:
rsh -l debacher tapeserver "mt rewind" spult das Band an den Anfang zurück
rsh -l debacher tapeserver "mt tell" sollte als Ausgabe At Block 0. ergeben
cd /tmp das erfolgt natürlich lokale
rsh -l debacher tapeserver "buffer -i /dev/tape" | tar -xf - sichert das Home-Verzeichnis auf das Band (gepuffert)
rsh -l debacher tapeserver "mt tell" gibt die aktuelle Blockposition aus.

Wer auf eine grafische Oberfläche verzichten kann, der ist also auch mit den normalen Linux Bordmitteln gut bedient.


Kritik, Anregungen und Ergänzungen willkommen. Zusammengestellt von Uwe Debacher und Bernd Burre, letzte Änderung am 27.01.2006
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